Märklin

Reorganisation der Konstruktion befeuert den Innovationsprozess.

Bewusst stärken wir die Produktentwicklung, weil Märklin das mit Abstand innovativste Unternehmen der Branche ist und hier auch die Basis für den weiteren erfolgreichen Weg des Unternehmens gelegt wird.

Kurt Seittzinger-Märklin
Dr. Kurt Seitzinger
Geschäftsführer der Gebr. Märklin & Cie GmbH

Marktführer im Bereich Modellbahnen

Fällt das Wort Märklin kommen ganze Generationen ins Schwärmen. Ob Puppenküchenzubehör - mit denen startete das Unternehmen vor 150 Jahren, Metallbaukasten oder die Modelleisenbahn: Wie kein anderes Unternehmen fasziniert der Hersteller aus Göppingen jung und alt weltweit und wurde so zum Kult. Sprichwörtlich sind die Qualität der Produkte und ihre Werthaltigkeit. So ziehen Lokomotiven selbst dann problemlos ihre Runden, wenn sie nach Jahrzehnten wieder aus dem Regal geholt werden. In Sammlerkreisen erzielen Wagen und Modelle regelmäßig Höchstpreise. Und durch permanente Innovationen wie zuletzt die linuxbasierte Steuerungseinheit Central Station hat das Unternehmen der Branche immer wieder neue und entscheidende Impulse gegeben.

Herzstück des Unternehmens ist daher die Produktentwicklung. Und diese wird auch im Insolvenzverfahren, das die Traditionsmarke derzeit erfolgreich durchschreitet - 2009 konnte bereits wieder ein Gewinn ausgewiesen werden - weiter gestärkt. Die Ingenieure entwickeln heute in verschiedenen Standorten zwischen 350 und 500 neue Artikel pro Jahr allein im Bereich Modellbahn. Die Filigranarbeit ist der Grund für die herausragende Qualität der Produkte auf die die weltweit rund 1000 Mitarbeiter besonders stolz sind und ihre schon sprichwörtliche Werthaltigkeit. „Bewusst stärken wir die Produktentwicklung, weil Märklin das mit Abstand innovativste Unternehmen der Branche ist und hier auch die Basis für den weiteren erfolgreichen Weg des Unternehmens gelegt wird“, erläutert Dr. Kurt Seitzinger, durch den Insolvenzverwalter beauftragter Geschäftsführer der Gebr. Märklin & Cie GmbH.

Eine fragmentierte Umgebung in ein integriertes System umwandeln

Die baugrößentypische Detaillierung fordert die Geschicklichkeit der Entwickler heraus: So besteht eine Lokomotive aus bis zu 300 Einzelteilen. Zwar werden beispielsweise Motoren, Kupplungen oder Schleifer mehrfach verwendet, doch Vorbildtreue erzwingt meist eine Neukonstruktion. Erhöht wird die Komplexität noch durch fünf unterschiedliche Spurweiten (H0, 1, N, Z und G) und drei Produktlinien (Märklin, Trix und LGB). Die Produktvielfalt reicht dabei von der Lok bis hin zum Zubehör.

2009 entschieden sich die Verantwortlichen für eine Neuausrichtung der Konstruktionsinfrastruktur und -prozesse. „Die technische Ausstattung der Entwicklung war durch den Zukauf von Firmen wie Trix und LGB inhomogen geworden und untereinander nicht kompatibel – vereinzelt wurde sogar noch manuell am Zeichenbrett gearbeitet“, nennt Michael Zauner, Projektleiter bei Märklin, die Ausgangsbedingungen.

Die historisch gewachsene Systemvielfalt behinderte den Datenfluss zwischen den Werken und den Entwicklern. Zudem waren verschiedene Systeme nicht auf aktuellem Versionsstand, sodass ein Update ebenfalls anstand. Ein zweiter Schwerpunkt der Reorganisation sollte die Verwaltung der Daten sein. Die Informationsverteilung erfolgte zum Teil noch über Mappen in Papierform oder die Daten waren in proprietären Datenbanken abgelegt. Somit hatten nicht alle Benutzer Zugriff auf die digitalen Informationen.

„Das hohe Innovationstempo bei Märklin macht eine durchgängige Prozesskette zwingend erforderlich“, so Michael Zauner. Märklin startete daher 2009 das Projekt MERITO. Der Name ist Programm und steht für „Märklin Entwicklungszeit Reduzierung durch IT Optimierung“. Die Zielvorgabe: Durch eine homogene Datenwelt und den barrierefreien Datenaustausch sollen Entwickler besser Hand in Hand arbeiten – unter dem Strich wurde eine Reduzierung der konstruktionsrelevanten Durchlaufzeit und der Konstruktionskosten um jeweils mindestens 30 Prozent erwartet.

Das Projekt wurde zusammen mit der Schwindt CAD/CAM-Technologie GmbH aus Coburg aufgesetzt. Als Basis für das ehrgeizige Projekt wurde das digitale Konstruktionswerkzeug CATIA V5 in Kombination mit ENOVIA SmarTeam zur Verwaltung der Entwicklungsdaten gewählt. „Das System von Dassault Systèmes erfüllt das Kernkriterium, CAD und PLM aus einem Haus für einen durchgängigen Informationsfluss zu kombinieren in idealer Weise“, erläutert Zauner. Auf dieser gemeinsamen Basis wurden Konvertierungen auf dem Weg von der Produktentwicklung bis zum Fräser obsolet.

Verbesserungen in der Datenverwaltung und Methodik

Mit dem Piloten von MERITO zeichnen sich für die Projektmanager Zauner und Seidler drei Ansätze für den Return on Investment ab: Die Kombination CATIA und ENOVIA SmarTeam übernimmt sicher die Altdaten aus den vier vorherigen CAD-Programmen, wodurch Lizenzgebühren wegfallen. Auch rangiert Märklin die bisherige Dokumentenmanagement-Lösung aus, da diese überflüssig geworden ist. Die Top-down-Konstruktionsmethodik wird über Handbücher konzernweit verankert.

Das Dokumenten- und Produktdaten-Management von ENOVIA SmarTeam homogenisiert die Datenwelt, Entwurfsdaten dienen direkt der NC-Programmierung. Entlastungen ergeben sich auch durch die selbsttätige Stücklistenerstellung und die einheitliche Verwaltung aller Daten unabhängig vom Format – sei es Foto, Office-Dokument oder 3D-Modell inklusive Prozessdaten.

Optimierte Produktdokumentation und technische Kommunikation

Ergänzt wird die Lösung durch den 3DVIA Composer von Dassault Systèmes, welcher die Dokumentation optimiert. Die Explosionszeichnungen werden nun hausintern erstellt – das Werkzeug zieht automatisch die komplexen Teile perspektivisch auseinander und verbindet sie mit Linien. Außerdem erhöht sich der Informationsfluss quer durch alle Abteilungen: Wer native CAD-Daten oder neutrale 3D-Bilder braucht, bekommt sie direkt aus ENOVIA SmarTeam. Die 3D-Viewing-Funktionalitäten werden rund 320 Mitarbeiter nutzen.

Das integrierte System CATIA V5 und ENOVIA SmarTeam von Dassault Systèmes erfüllten das Kernkriterium, CAD und PLM für einen durchgängigen Informationsfluss zu kombinieren.

Michael Zauner-Märklin
Michael Zauner
Projektleiter bei Märklin